Das Pflegeleitbild

Jeder seriöse ambulante oder stationäre Pflegedienstleister sollte über ein schriftlich fixiertes Pflegeleitbild verfügen. Dieses dient als Handlungsgrundlage und Orientierungsrahmen für alle Mitarbeiter/ -innen der Einrichtung und hat damit verbindlichen, identitätsstiftenden Charakter. Seit Mitte der 1990er Jahre sind Pflegeleitbilder in Pflegeeinrichtungen etabliert.

Das Pflegeleitbild kann entweder vom Pflegedienstleister erstellt und in der Einrichtung jedem aufgezwungen werden oder in Zusammenarbeit mit den Mitarbeiter/ -innen entwickelt werden. Letzteres hat trotz des höheren Aufwandes einen positiven Einfluss auf die Akzeptanz des Pflegeleitbildes sowie dessen erfolgreiche Implementierung innerhalb der Einrichtung. Damit das Pflegeleitbild von allen Mitarbeiter/ -innen getragen wird, sollte man es daher auch im Dialog mit diesen erstellen.

Funktion des Pflegeleitbilds

Das Pflegeleitbild wird äußerst konkret formuliert und definiert die mit der Pflege verfolgten Ziele. Die Umsetzung dieser Ziele wird mithilfe des Pflegeleitbildes kontrolliert. Damit hat das Pflegeleitbild eine wichtige Funktion als Führungs- sowie Qualitätssicherungsinstrument. Dies ist aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätsdokumentation- und Qualitätskontrolle äußerst wichtig für Pflegedienstleister. Das Pflegeleitbild kann zur Mitarbeitermotivation beitragen, vorausgesetzt, die Mitarbeiter können sich mit dem Pflegeleitbild identifizieren. So entwickeln sich in der Einrichtung unter Umständen neue, harmonische Verhaltensnormen und eine positive Grundeinstellung.

Neben der Funktion des Pflegeleitbilds innerhalb der Organisation stellt es auch eine Orientierungshilfe für Patienten, Familienangehörige sowie Ärzte dar. Dadurch entstehen in der Pflege so wichtige Transparenz und Vertrauen. Außerdem wird ein Vergleich zwischen unterschiedenen Pflegedienstleistern ermöglicht. Besonders in einem so sensiblen und privaten Bereich wie der Pflege ist es für Angehörige und Patienten unverzichtbar, sich über das Selbstverständnis und Pflegeverständnis des Dienstleisters informieren zu können. Natürlich ist das Pflegeleitbild in diesem Zusammenhang sekundär auch ein Instrument zur Imagebildung und zur Werbung.

Inhalt des Pflegeleitbilds

Das Pflegeleitbild definiert die Grundidee und Philosophie der Pflege. Dabei geht es sowohl um ethische Fragen und Wertvorstellungen als auch um Unternehmensziele und Handlungsmaximen. Das Verständnis der Pflege wird erläutert und die zur Anwendung kommenden Pflegemodelle benannt. Orientierung bieten dabei anerkannte gesellschaftliche Werte und Entwicklungen. Auch der Umgang mit Pflegebedürftigen wird im Pflegeleitbild festgehalten. Vor allem geht es hierbei um eine würdevolle Behandlung des Menschen sowie um die aktivierende Pflege zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung größtmöglicher Eigenständigkeit.

Das Pflegeleitbild fasst sowohl das Selbstbild der Pflegeeinrichtung als auch die Einstellung der Mitarbeiter/ -innen zur Pflege und zum Menschen sowie die praktischen Grundsätze der Pflege zusammen. Die Qualifikation und regelmäßige Weiterbildung der Mitarbeiter wird im Pflegeleitbild zumeist betont. Durch regelmäßige Überarbeitung wird das Pflegeleitbild immer wieder neu an aktuelle Pflegestandards und Entwicklungen angepasst. Bei der Erstellung werden manchmal unternehmerische Aspekte wie die Stellung im Markt, die wirtschaftlichen Ziele sowie der Führungsstil und die erbrachten Dienstleistungen berücksichtigt.

Ziele des Pflegeleitbilds

Ein Ziel des Pflegeleitbilds besteht darin, einheitliche Maßstäbe an die Pflegeeinrichtung mit all ihren Mitarbeiter/ -innen anzulegen. Es stellt die Grundlage aller pflegerischen Tätigkeiten dar und dient als Orientierung für alle Beschäftigten. Die Ziele der Pflege werden verdeutlicht und damit wird der Qualitätsanspruch definiert. Ziel ist es weiterhin, Verunsicherung zu vermeiden um auch in unvorhersehbaren und außergewöhnlichen Situationen stets eine Handlungsgrundlage zur Hand zu haben.

Trotz allem können in der Praxis Pflegeleitbild und Pflegerealität voneinander abweichen. Um die Umsetzbarkeit und Durchführbarkeit der im Pflegeleitbild vorgegebenen Werte und Maxime zu gewährleisten, bedarf es deshalb klarer Formulierungen. Verständlichkeit, Aussagegehalt und Praxisrelevanz sind für ein zweckdienliches Pflegeleitbild unabdingbar. Ziele müssen daher auf eine realisierbare Handlungsebene heruntergebrochen werden. Im Einzelfall kann es sinnvoll sein, das Pflegeleitbild durch Handlungsrichtlinien oder andere ergänzende Dokumente zu konkretisieren.

Fragen & Antworten

Pflegeleitbild – was ist das?

Das Pflegeleitbild ist die schriftliche Definierung der Ziele, welche die Pflege verfolgt. Jeder seriöse ambulante oder stationäre Pflegedienstleiser verfügt über ein solches.

Wie sieht das Pflegemodell nach Orem aus?

Das Pflegemodell von Dorothea Orem (1914 – 2007) basiert auf der Selbstpflege. Für Orem steht die Annahme im Mittelpunkt, dass der Mensch grundsätzlich Wert auf seine Unabhängigkeit legt. Daher sind die pflegerischen Maßnahmen unterstützend als eine Art Hilfe zur Selbsthilfe anzusehen.

Warum gibt es Pflegeleitbilder?

Pflegeleitbilder stellen sowohl für die Mitarbeiter des Pflegedienstleisters als auch für die zu pflegenden Personen, deren Angehörige und Ärzte eine Orientierung dar: Erstere wissen genau, worauf es bei einer guten Pflege ankommt; die anderen lernen den Pflegedienstleister kennen. Darüber hinaus dient ein Pflegeleitbild der Qualitätssicherung, indem die Umsetzung der Ziele kontrolliert wird.

Hinweis
¹ Anders als die Begriffe 24 Stunden Pflege oder 24 Stunden Betreuung vermuten lassen, arbeiten unsere Pflegekräfte nicht durchgehend 24 Stunden vor Ort, sondern nach gültigen Arbeitszeitgesetzen mit täglichen Ruhepausen und ausreichenden Ruhe- und Regenerationsphasen. Eine 24-Stunden-Pflege mit durchgehender Präsenz ist dabei nicht ausgeschlossen, erfordert aber den Einsatz von entsprechend mehr Personal.


Der täglich zur Verfügung stehende Stundenumfang der Pflegekraft beinhaltet eine aktive Arbeitszeit und eine Bereitschaftszeit, in der die Pflegekraft vor Ort auf Anforderung zur Verfügung steht. Die Arbeitszeit richtet sich nach den jeweils getroffenen Absprachen und berücksichtigt den persönlichen Rhythmus und den gewohnten Tagesablauf des Kunden. Die aktive Zeit beinhaltet Leistungen der Grundpflege und hauswirtschaftlicher Tätigkeiten. Dabei verteilt sich die Arbeitszeit auf die Phasen, in denen der Pflegebedürftige konkrete Unterstützung benötigt oder Aufgaben im Haushalt anfallen. Außerhalb dieser Zeiten befindet sich die Pflegekraft auf Abruf in sogenannter Rufbereitschaft. Während dieser Rufbereitschaftszeit besteht für die Pflegekraft keine Verpflichtung, sich im Haus aufzuhalten. Sie kann aber bei Bedarf telefonisch kontaktiert werden, wenn eine konkrete Unterstützung des Pflegebedürftigen vor Ort erforderlich ist. Die Rufbereitschaft besteht auch während der Nacht. Wobei im Fall eines nächtlichen Einsatzes aufgrund der gesetzlichen Ruhezeiten ein Zeitausgleich am Folgetag erforderlich sein kann.


Die Begriffe „24 Stunden Pflege“ und „24 Stunden Betreuung“ werden umgangssprachlich und branchenüblich genutzt.